Oszillatoren

Grosse Klappe

Eine Gruppe aufgekratzter Teenager. Sie lachen und kreischen. Alle reden gleichzeitig und scheinbar durcheinander. Unaufhörlich. Ich gönne ihnen die Fröhlichkeit von Herzen. Müsste ich mich länger in ihrer Gegenwart aufhalten, wüsste ich gerne, was oder wer sie dazubringen kann, aufeinander abgestimmt zu sprechen und zuzuhören.

Bei einem Oszillator müsste man das Kabel ziehen oder etwas vornehmer gesagt, den Stromfluss unterbrechen. Dass sie ununterbrochen klingen, ist nicht böser Wille. Sie können nicht anders. Es sei denn, man weiss, wie mit ihnen umzugehen ist. Wer in die Welt der modularen Synthesizer eintritt, muss das gleich zu Beginn begreifen lernen. Oszillatoren müssen mit den richtigen Modulen in sinnvoller Abfolge verbunden sein, damit aus den Lautsprechern schliesslich Melodien und nicht nur ein Dauerton erklingt.

Oszillatoren sind die wichtigsten Klangquellen in einem Synthesizer. Fliesst Strom, beginnen sie gleichmässig zu schwingen. Sie prägen dessen Eigenschaften in besonderem Masse, ob sie nun modular oder als ganzes Instrument aufgebaut sind. Je nach Bauweise kann ihr Klang unabhängig von der Tonhöhe oder der Wellenform sehr eigenständig sein.

Meistens können Oszillatoren für unterschiedliche Wellenformen eingestellt werden: Sinuskurven ergeben einen reinen Klang ohne Obertöne. Dreieckswellen haben ungerade Obertöne und somit einen sanften, warmen Klang. Bei der Sägezahnwelle klingen auch die geraden Obertöne mit, was den Klang noch voller und schärfer macht. Die Rechteckwelle bewegt sich nur gerade auf und ab zwischen hoch und tief. Die Breite des Rechtecks (Pulsweite) kann verändert werden, was zu hohlen, aber auch sehr dünnen Tönen führen kann.

Oszillatoren bändigen

Die Aufgabe besteht nun darin, den Oszillatoren mit Signalen mitzuteilen, mit welcher Frequenz sie schwingen müssen und wie lange sie das bei den verschiedenen Tonhöhen tun sollen. Dies gelingt nur im Teamwork. Es braucht zum Beispiel eine Klaviatur, um Noten einzugeben. Der in einem früheren Blog vorgestellte Filter beeinflusst die Klangfarbe. Ein weiteres Modul bestimmt, wie schnell der Oszillator nach einem Tastendruck die Klappe öffnet und auch wieder schliesst. Diesem Modul, dem Envelope Generator, gehört in einem späteren Blogbeitrag eine eigene Geschichte.

Das Bild zeigt die Module des virtuellen modularen Synthesizers (VCV Rack). Links aussen die Schnittstelle (Midi>CV) zur Klaviatur, dann der Oszillator (VCO), der Envelope Generator (ADSR EG), der Verstärker (VCA) und ganz rechts die Schnittstelle (Audio) zu den Lautsprechern des Computers. VCV Rack ist übrigens ein kostenloses Programm, ideal für den Einstieg in die modulare Synthese.

Modulieren

Nun haben wir der grossen Klappe beigebracht, wie lange, auf welcher Tonhöhe und in welchem Timbre sie klingen soll. Doch der Spass beginnt erst jetzt so richtig. Damit ein Lied nicht eintönig und langweilig wirkt, können die Klänge des Oszillators auf verschiedene Weise moduliert bzw. abgestimmt werden. Die Arbeitsweise von Filtern wurde ja bereits vorgestellt. Es können die Frequenzen, die Pulsweite oder die Wellenform mit unterschiedlichen und Methoden Mitteln moduliert werden. Dies in aller Breite zu erklären, würde hier zu weit führen. Belassen wir es doch vorerst bei der Erkenntnis, dass es immer jemanden braucht, der die Klappe öffnet, aber in gleichem Masse Mitwirkende, die auf den guten Ton achten.