Oszillatoren
Sie geben den Ton an. Fliesst Strom, beginnen sie zu schwingen. Unaufhörlich, bis sie von Steuersignalen unterbrochen werden.
Oszillatoren sind die wichtigsten, aber nicht die einzigen Klangquellen in einem Synthesizer. Man kann Klänge auch mit einem Mikrofon erzeugen oder eine elektrische Gitarre mit einem Kabel anschliessen. Logisch, Oszillatoren prägen die Eigenschaften der Synthesizer in besonderem Masse, ob sie nun modular oder als ganzes Instrument aufgebaut sind. Je nach Bauweise kann ihr Klang unabhängig von der Tonhöhe oder der Wellenform sehr eigenständig sein.
Dass Oszillatoren ununterbrochen klingen, ist nicht böser Wille. Sie können nicht anders, es sei denn, man zieht den Stecker oder weiss, wie mit ihnen umzugehen ist. Als Einsteiger in die Welt der modularen Synthesizer muss das gleich zu Beginn begriffen und gelernt werden. Mit Kabeln müssen die richtigen Modulen in sinnvoller Abfolge verbunden sein, damit aus den Lautsprechern Melodien und nicht nur Dauerton erklingen.
Die Aufgabe besteht darin, den Oszillatoren mit Signalen mitzuteilen, mit welcher Frequenz sie schwingen müssen und wie lange sie das bei den verschiedenen Tonhöhen tun sollen. Dies gelingt nur im Teamwork. Eine Klaviatur anschliessen reicht nicht. Damit kann zwar die Tonhöhe bestimmt werden, aber nicht die Dauer einzelner Noten. Es braucht einen Verstärker und ein weiteres Modul, das bestimmt, wie schnell der Oszillator nach einem Tastendruck die Klappe öffnet und auch wieder schliesst. Auf weitere Einzelheiten soll hier nicht eingegangen werden. Dem Envelope Generator gehört eine eigene Geschichte.
[Das Bild zeigt die Module des virtuellen modularen Synthesizers (VCV Rack). Links aussen die Schnittstelle (Midi>CV) zur Klaviatur, dann der Oszillator (VCO), der Envelope Generator (ADSR EG), der Verstärker (VCA) und ganz rechts die Schnittstelle (Audio) zu den Lautsprechern des Computers. VCV Rack ist ein kostenloses Programm, ideal für den Einstieg in die modulare Synthese.]
Wellenform
Analoge Oszillatoren wollen zuerst aufgewärmt und dann gestimmt werden, damit beim Druck der Taste C3 auch wirklich ein C erklingt. Im Gegensatz zu einem Klavier kann bei Oszillatoren bestimmt werden, in welcher Wellenform sie schwingen bzw. klingen sollen. In der digitalen Variante oben gibt es vier Möglichkeiten das Signal des VCO abzunehmen: SIN (Sinus), TRI (Dreieck), SAW (Sägezahn) und SQR (Rechteck). Bei anderen Oszillatoren gibt es Schieberegler wie beim neben dem Titel abgebildeten Pony VCO, Tasten oder Drehregler.
Die Unterschiede der Wellenform ergeben sich durch die Anordnung und Intensität der Obertöne. Eine Sinuswelle hat keine Obertöne und klingt deshalb rein, weich und klar, ähnlich wie der Summton im Telefon. Die Dreieckswelle hingegen hat Obertöne (nur die ungeraden), weshalb der Klang sanft und warm wird. Bei der Sägezahnwelle klingen auch die geraden Obertöne mit, was den Klang noch voller und schärfer macht. Die Rechteckwelle bewegt sich nur zwischen hoch und tief auf und ab. Die Breite des Rechtecks (Pulsweite) kann verändert werden, was zu hohlen, aber auch sehr dünnen Tönen führen kann.
Modulation
Nun haben wir der grossen Klappe beigebracht, wie lange, auf welcher Tonhöhe und in welchem Timbre sie klingen soll. Der Spass beginnt aber erst jetzt so richtig. Die Klänge des Oszillators können abgestimmt werden, indem die Frequenzen, die Pulsweite oder die Wellenform mit unterschiedlichen und Methoden Mitteln moduliert werden. Dies in aller Breite zu erklären, würde hier zu weit führen. Die Arbeitsweise von Filtern wurde ja bereits vorgestellt. Belassen wir es doch vorerst bei der Erkenntnis, dass es immer jemanden braucht, der die Klappe öffnet, aber ebenso einige Mitwirkende, die für einen guten Ton sorgen.